Zeit, Weg, Geschwindigkeit
Träume beleuchteten das Thema Zeit im Prinzip immer, wahrscheinlich weil es gar nicht möglich ist, die Zeit auszublenden. Ich musste nur einen Weg finden, die Relevanz oder Wichtigkeit zu erkennen neben einer Normalität – also eigentlich kein Unterschied zum Tagesgeschehen. Außer dem Hauptunterschied, dass ich am Tage ein gestörtes Verhältnis zur Zeit hatte, sie gebrauchte, konsumierte und berechnete wie einen Gegenstand, ihren Wert nicht fühlte, ihre Allgegenwärtigkeit nicht beachtete. Ohne Zeit kein Leben.
Der erste Traum, der mein Bewusstsein diesbezüglich von Ferne berührte, tauchte 2014 auf und hieß „Aufräumen im Auto“. Einerseits war er relativ unspektakulär, aber etwas hatte er an sich. Etwa 2 Jahre später kam die Erinnerung an diesen Traum kam zurück, als würde er mich erst jetzt wirklich erreichen. Nun fiel mir etwas auf.
Dagegen hatte ich den Traum mit den „3 Geschwindigkeiten“ sofort im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Denn er war um einiges spektakulärere. Hier entging mir allerdings auf wundersame Weise das Thema Zeit. Mir fehlte eben der wissenschaftlich Hintergrund, stellte ich immer wieder fest. Viele Verlinkungen kamen über Umwege (und mehr Zeit) zustande. Andererseits war es kein Wunder, denn ich hatte einen völlig andern Fokus, einen ganz anderen Ansatz. Einerseits suchte ich mein Leben, übersah andererseits die wahre Dramatik, die wahre Gefahr, die wahre Absurdität.
Der Traum „ Die Suchshow“ aus 2019 brachte diese Perspektive noch einmal auf den Punkt.
Timing, Trödeln, Zeitknappheit
Im Traum „Die verpasste Fähre“ aus 2015 war ich im Prinzip genau im Zeitplan, kam in aller Ruhe oder Normalität am Fähranleger an. Und dann fing ich aus irgendwelchen Gründen das Trödeln an, schlenderte den Steg hinunter. Die Fähre fuhr mir vor der Nase weg. Es löste den ersten „subtilen“ Schrecken dieser Traumreise aus.
Der Traum „Umsteigen…“ aus 2018 gehörte direkt zum Traum „Herztod“, genauer gesagt liefen sie in einer Nacht nacheinander. In diesem Vorlauf wollte ich unbedingt meinen Bus bekommen. Aus irgendeinem Grund fuhr er plötzlich woanders ab und es stand außer Frage, ihn zu verpassen. Als wäre es quasi der Segen, keine Wahl zu haben. Also rannte ich was das Zeug hielt und sprang im letzten Moment hinein.
Später wagte ich den Gedanken, ob die Dinge vielleicht zusammen hingen. Vielleicht nicht weil ich einmal getrödelt hatte sondern einmal zu viel.
Abschied von Entweder Oder, Teil ??
Ich war jedes Mal aufs Neue erstaunt, dass ich in den Träumen dann doch überwiegend wusste was ich zu tun hatte, oder einem so klaren Gefühl so klar folgte. Aber da war sie wieder, die Schachtel mit dem doppelten Boden, die Linie, die eine Welle war, der harte Kern, der zu Staub zerfiel. Denn es war auch so, dass das Unterbewusstsein immer wieder falsche Impulse und Anweisungen gab. Und dann war ich außerhalb des Traums gefragt, es mit meinem bescheidenen Tagesbewusstsein zu erfassen, zu erkennen, neu zu bewerten, neu zu gestalten – und anders zu fühlen.
DIE ZEIT UND EREIGNISSE
DIE ZEIT –
WAS IST DAS?
DIE
Die eigene Zeitenwende – immer JETZT
In einem anderen Traum suchte ich die „…Bushaltestelle, wo meine Linie abfuhr. Sie fuhr nur selten und ich wusste nicht wann, oder wie spät es jetzt war…“ Später erkannte ich, es war meine Lebenslinie. Ich suchte sie und suchte sie…2015 gab es den Traum, den ich „Anschlusstraum an Tanz der Erde“ nannte. Dort fuhr ein Bus in gebührendem Abstand hinter mir her. Obwohl ich mit einem Skateboard in engen Gassen unterwegs war, obwohl ich nicht Skateboard fahren kann, und wie machte der Bus das nur?
Mit dieser Aussicht konnte ich lange nichts anfangen, ich hatte noch nicht einmal die umgekehrte Lebenssituation erkannt. Während ich meinem Leben hinterher hinkte, es suchte, war mir der Traum Jahre voraus.
Zeitfenster – muss ich da durch?
Einerseits wechselten und verschoben sich die Dinge auch ohne mich, andererseits stand immer die unsichtbare Frage im Raum, ob ich mit wollte. Im Unterbewusstsein geistere ein Versprechen und zugleich der Wunsch, nach Hause zu kommen. Einerseits lebend, andererseits, egal was das bedeutete.
Die Reise war freiwillig. Jede Entscheidung war freiwillig, und zwar auf eine Art, die ich gar nicht (mehr) kannte. Wenn ich etwas wollte, musste ich etwas tun oder lassen. Manchmal entschied allein das Ziel über die Freiheit einer Entscheidung oder ob ein freiwilliger Zwang zugrunde lag. Manchmal steckte ich in meinen Zwängen und Programmen fest, dass ich mir freiwillig nichts Gutes tun konnte, nur mit größten Widerwillen. Manchmal verunglückte ich regelrecht in einem Entscheidungszwang, wo es gar nichts zu entscheiden gab.
Eigene Zeiträume
Wie diese sich überlappten und miteinander agierten, wie die Öffnungszeiten waren, wie schnell oder langsam so ein Fenster sich bewegte, blieb ein Geheimnis. Im Rückblick gab es unzählige kleinere und mittlere Übergänge, manche waren absolut, manche hatten relativ mehr Spielraum. Es bedeutete, eine Chance verpasst zu haben oder in einem Übergang hängenzubleiben. Manche dieser Fenster schoben mich einfach aus meinem Raum hinaus. In so einem Vakuum, ohne neue Aussicht oder neuen Anschluss lebte es sich ausgesprochen schlecht. Wann ein erneuter Ausstieg, Einstieg oder Wechsel möglich war, stand im Prinzip in den Sternen. Und wenn es soweit war, passte es mir womöglich gerade nicht.
Ich lernte auf neue Weise – alles ist möglich und Vieles nötig. Aber nicht zu jeder Zeit. Das war die andere Seite des Hier & Jetzt. Manchmal verspürte ich vorher einen unerklärlichen Druck, ein Schieben, etwas im Nacken, ein Unwohlsein oder auch grenzwertige Zustände. Aber im Alltagsgeschehen oder einer schlechten körperlichen wie psychischen Verfassung ist die Aufmerksamkeit schnell dahin, eine Kalibrierung kaum möglich. Daher für besondere Situationen besondere Lektionen, verschiedene Parameter, Anhaltspunkte, Schlüsselworte ….
Erinnerungshilfe, Hilfe zur Selbsthilfe
Im Mai 2016 gab es eine präzise Ankündigung für Ende 2017. Diesen Übergang durfte ich nicht verpassen, als wären 5 1/2 Jahre Arbeit und Weg für die Katz und die Zukunft instabil. Zumindest für eine längere und ungewisse Zeit. Da ich ein paar Tage früher im Zeitplan ankam, verstand ich die Situation gleich ganz falsch. Eine seltsame Zeit begann, im Frühjahr 2018 schob es mich durch. Wie knapp es war, eine Entscheidung zu erkennen und zu treffen, ist unklar.
Dieses Zeitfenster wurde mir gezeigt, damit ich mich daran erinnerte, dass es sie gibt, und ich sie weder sehen noch brauchbar berechnen kann. Damit ich ein Gefühl und ein Bewusstsein für meine eigene Zeit entwickelte, damit ich mich daran erinnerte, auf Zeichen der Zeit zu achten, Dinge zu tun, Dinge zu lassen.
Alles einfacher gesagt als getan. So viel stand auch nach vielen Jahren Traumreise fest. Als gingen Erfahrungen, erworbene Fähigkeiten und Aufgabenlevel Hand in Hand durchs Leben und hinterließen immer wieder den Eindruck, nicht vom Fleck gekommen zu sein. Einerseits war das auch so.
Im Spätsommer 2022 war es wieder soweit,
erneut stand ich wie der Ochs vor einem großen Tor. Ich war erbost, erstaunt, verwirrt. Als wäre es das erste Mal, das ein Übergang wartete, auf dass ich ihn bemerkte, als würde ich mich zum ersten Mal wundern, dass ich nicht alles überblicke. Und als wäre es auf dieser Reise noch nie knapp gewesen. Es ging um wenige Stunden und ich musste mich mit der Möglichkeit befassen, dass an dieser Stelle 10 Jahre auf dem Spiel standen.
Impulse und begleitende Emotionen formen sich zu Gedanken und sie kommen einerseits nicht von ungefähr. Sie formen die Wichtigkeit eines Moments, die Dringlichkeit, den Wert einer Sache oder Situation. Andererseits muss ich mich davor schützen, den Dingen eine Ausweglosigkeit zu verpassen, eine Angst oder eine fixe Wahrheit, die womöglich noch nicht fertig ist.
Manchmal kam es mir so vor, als fände das Leben in diesen Zwischenräumen statt, die sich immer wieder ergaben und deswegen sie so leicht zu verpassen waren. Aber vielleicht war das der sicherste und lebenswerteste Raum und ich konnte ihn jedes Mal ein Stück weiter ausbauen.
Zurück zum 10 Jährigen – oder zweimal 5, je nachdem
Ich fand den Marker, den sichtbaren Startpunkt, den Auslöser – Es war der Traum „Schreiben im Wasser“ und der anschließende, erneute Abschied von den Träumen. Und ich hatte diesen Schrecken und diese Entscheidung nach ein paar Tagen verdrängt, abgelegt, vergessen. Eigentlich unmöglich.
Ich zählte zurück. Auf den ersten Blick stand das Fenster 3 Monate und 3 Tage offen und ich war nach 3 Monaten, 2 Tagen und 20 Stunden da. Beweise gab es nie. Aber Phänomene und Zusammenhänge.
Den Beginn unerklärlicher Schmerzen und Symptome konnte ich direkt zuordnen, inklusive Krankenhausaufenthalt. Nun hatte ich den Verdacht, dass ich seit drei Monaten zu spät war. Der Schmerz bekam eine Form, eine Gestalt, ich fühlte mich gestaucht, verspannt, schwach und energielos sowieso. Als drückte mich das sich schließendes Tor nieder und ich quetschte mich im letzten Moment noch durch einen Spalt, der eigentlich nicht mehr passierbar war.
Dieses Bildnis eines sich „verbiegenden Mentalkörpers durch massive Einwirkungen“ kannte ich – aus dem Traum „Unbewohnbar“. Mit diesem Traum befasste ich mich erst kürzlich, er erzählte im Prinzip ein alte, vergangene Situation…
Die nächsten Tage ließen die Schmerzen nach, hoffentlich kam ich mit einem blauen Auge davon.
An strategischen Punkten bin ich so stark wie mein schwächster Teil, so schnell wie mein langsamster Teil, so geduldig wie mein ungeduldigster Teil, so weise wie mein unbewusstester Teil, so dankbar wie mein undankbarster Teil, so vergesslich….wie eh und je…
Wie spät ist es?
Das war schon bei den Traumberichten so, dass ich mich oft nicht entscheiden konnte, in welcher Zeit ich schreiben sollte. Es war ein Pendeln zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Einerseits schrieb ich so, wie ich es gerade erlebte, obwohl der Traum ja schon ausgeträumt war. Das war jeweils die unsichtbare Frage – war der Moment noch da, noch offen, oder konnte ich mich dazu entscheiden, etwas in der Vergangenheit zu sehen? War ich mir wirklich sicher, dass ich soweit war, dass ich etwas abschließen und hinter mir lassen wollte? Denn das hieß, dass das nächste kam..