Traum/Trilogie/ 3 Tricks, die Bewusstsein verhindern

Oktober 2018 – Die Vorgeschichte des Traums 

Was zu diesem Dreiteiler führte war Verzweiflung, aber auch Einsicht. Da war ein Blick sowohl in die Situation als auch in das Gefühl selbst. Die Einsicht nahm ich bestimmt nicht zum ersten Mal als ein Gefühl wahr, aber verknüpfte anscheinend zum ersten Mal bewusst Gefühl und Bedeutung,  dachte mir aber nichts dabei…Dafür war ich zu sehr mit Denken beschäftigt.

Die Wege der herrenlosen Gedanken

Es ging durch einen Gedankengang der mir weit, hell und klar erschien. Seit Wochen schrieb ich beschwingt und euphorisch an bestimmten Themen und Texten. Eines Abends wandelte sich das bunte Treiben in ein Gefühl der Resignation und Sinnlosigkeit. Plötzlich kam mir es mir vor, als durchlöcherte ich die ganze Zeit eine Dartscheibe deren Mitte ganz unbehelligt blieb. Ich senkte die Pfeile und betrachtete das Loch-Muster. Der breite, helle Weg – eine dunkle Sackgasse? Warum war es nicht zu sehen oder zeigte sich mir so anders, wie viel Zeit und Energie steckte da inzwischen drin – etwa für Nichts? Tatsächlich für Nichts – außer ich sah es ein.

An diesem Abend spürte ich nur noch Ermüdung vom leeren Tun und löschte ohne jeden Trotz –  alle Texte. Das war mutig, riskant und jetzt auch konsequent. Ich ging schlafen und „Das Nichts“ arbeitete.

1) Traum von der Harmonie =  Ich denke, ich mache alles richtig

„…Zwei verschiedene, flexible Phantasiegebilde bewegten sich umeinander und ineinander. Sie waren wie zwei lebendige Wesen mit eigenem Charakter, ich nahm sie als lebendige Muster wahr, ohne an die tiefere Bedeutung zu denken. An vielen Stellen passten sie perfekt zusammen, ergänzten sich, verschmolzen an manchen Stellen ineinander zu einer – vorübergehenden – Einheit. Das Ganze sah aus wie eine spannende und harmonische Bewegung aus Anziehung, Veränderung und wieder Auseinanderdriften. Zunächst war es wie eine Art Tanz oder Spiel. Es fiel auch der Begriff Überlappung.

Später konnte ich kaum wahrnehmbare Unstimmigkeiten herausfiltern – die Gebilde formten sich immer wieder neu, aber sie verformten und „performten“ auch. An manchen Stellen sah es nach Verrenkung und Akrobatik aus, es war kaum möglich, zwischen Schönheit, Anmut, Virtuosität, Verschmelzung, Unterordnung, Verschwinden oder Anbiederung zu unterscheiden. Das ging eine ganze Weile so und am Ende sah ich sie einzeln kaum noch. Auch die Bewegung wurde insgesamt weniger oder flacher, oder anders. Das passte auch gefühlsmäßig nicht mehr zu dem, was ich am Anfang gesehen hatte.“

Einerseits wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, andererseits wusste ich genau was ich gesehen hatte – die Gebilde oder Strukturen waren bis zur Unkenntlichkeit miteinander harmonisiert. Zunächst scheiterte ich an diesem Kontrast, den der Traum geschaffen hatte, bzw. nahm ihn nicht für voll. Dafür nahm ich einen anderen wahr – erst durch den Verlust der Bewegung wurde mir bewusst, dass diese Strukturen überhaupt Energie besaßen.

Sie generierten diese Energie immer wieder neu und aus sich selbst heraus, solange sie in Bewegung waren. Auch jedes Zusammentreffen mit dem anderen „Modell“ ergab eine Energie. Wenn sie wieder auseinander drifteten, konnten sie einen Teil dieser Energie behalten. So sah es jedenfalls aus, vielleicht war es auch umgekehrt oder beides gleichzeitig – in dem Moment, als sie wieder auseinander gingen, generierte es neue Energie. Zwar schwankte die Dynamik, aber diese grundsätzlich war die Interaktion positiv besetzt. Doch etwas konnte fast zum Erliegen führen.

Ob sich Teile dieser „freischwingenden Muster“ dabei einfach auflösten oder durch die Überlappung mit dem anderen „nur“ unsichtbar wurden, war nicht zu unterscheiden. Dieser Energieschwund war negativ besetzt und nun mehr als ein Wort.

Wellen – erklärte mir jemand etwa zwei Jahre später, können sich aufsummieren oder gegenseitig auflösen. Je nach dem, wie sie aufeinander treffen. Dieser jemand war jemand, der mir immer gern kleine „Geschichten“ erzählte, aus seinem Studium oder seinem Leben. Seltsam oder konsequent – ich dachte sofort an diesen Traum, war das jetzt schon Denken oder war Denken erst das, was nach diesem Impuls kam….

 

Wellen, Flexibilität, Interaktion, Tanz, Muster – Ein Bildnis für alle Lebenslagen

im außen war alles wesentlich leichter zu erkennen. So sehr mich Erkenntnisse bei anderen Menschen harmonisierten oder fremde Situationen mich verstörten und dis-harmonisierten, so sehr entging mir das Muster meiner eigenen Interaktionen. Energie generierte ich aus der eigenen Verschiedenheit, aus den eigenen (im Traum gezeigten) Kontrasten, aus jeder Art von Anziehungen, Abstoßung und Neuordnung. Im Besonderen ging es um das gute Gefühl der Übereinstimmung mit dem Verstand – Das Streben nach „grenzenloser Übereinstimmung“ war verlockend, während das gute Gefühl darüber täuschte, dass es aus einer anderen Quelle kam als aus der Seele.

Dagegen würde ich die Enge, Trübung und teilweise Dunkelheit meiner Gedankengänge sowie den einhergehenden Energieverlust mit dem Verstand niemals aufspüren können. Die Essenz dieses Problems würde ich mit Gedanken aus derselben Quelle nicht lösen können, weil das Problem dort nicht einmal existierte.

Die Dinge sind so, wie ich bin – also auch mein Verstand. Eigentlich wusste ich es, aber nicht konsequent genug. So war der Verstand auch nicht vorrangig das Problem, er ermöglichte es. Es ging um die Art, ihn zu gebrauchen, die Art der Gedankenkonstruktion, denn all das gab eine tieferliegende Struktur wieder und war auf dem Weg zum Stillstand. Etwas musste in mir passieren.

Immer wieder verwechselte ich Verstand und Denken oder warf es in einen Topf, und ganz falsch war es nicht – im Grunde waren auch das die beiden  Muster, die sich immer mal wieder überlappten, einigten und Energie freisetzten – oder etwas vernichteten, tarnten, löschten. Diese Gebilde zogen mich immer wieder in eine eigene Welt, in seltsame Vorstellungen von Vorteilen und Nutzen und in unmerkliche Abgründe. Mein Denken quälte und beschenkte mich, es täuschte mir Bewusstsein und Entwicklung vor – aber das Unterbewusstsein las diesen Traum anders –

Was an Unruhe würde ich noch vertragen, wenn Ruhe dran war  und umgekehrt? Was an ruckartigen Veränderungen, Zusammenstößen würde ich noch verkraften können? Wie lange noch Disharmonien als Notwendigkeit ansehen, obwohl es Hinweise auf Schmerzen waren, was an Trennung und Abstand zu dem, was mir nahe und lieb war, war ich bereit auszuhalten, bis ich merkte, dass etwas von Grund auf nicht stimmte? Würde ich weiterhin mit meinen wunderschönen Denkmustern verschmelzen, mich immer wieder selbst bestätigen? Welche Art der Übereinstimmung tarnte Blockaden, was tarnte  und versteckte den Selbstboykott? Was sicherte in dieser Performance den Erhalt erkrankter Muster und Anteile und welche Bewegung löste sie wirklich auf? War ich meine Muster oder hatte ich sie, was davon war ich, was fehlte oder was gehörte gar nicht zu mir? Was bekam ich von anderen, was verteilte ich? Welche destruktiven oder lähmenden Gedankenmuster trafen mich auch von außen und nahmen mir meine Reaktions- und Bewegungsenergie?

Etwa 2 Jahre später konnte ich die Dinge im Bewusstsein zusammenzählen. Der Traum war eine Warnung, zeigte eine Entwicklung auf, die ich immer noch ändern konnte. Tatsächlich brauchte ich die Energie oder den Stoff, den diese Bewegung, diese Form der Verbindung hervorbrachte. Es hatte handfeste Gründe, daran festzuhalten und der eigentliche Verlust würde erst dann zu spüren sein, wenn es sehr spät oder zu spät wäre – und so schnell wäre keine Ursache in Sicht. In der Wahrnehmung tauchte alles als das Gegenteil auf – als rege Lebensbewegung, als rege Tätigkeit im Kopf.

Diese Art des Energieschwundes war von dem tatsächlichen Realitätsverlust, einer Verwirrung und auch einem vorübergehenden „Wahn“ nicht zu unterscheiden. Angst oder Bedrohung konnte der Verstand jedoch nicht melden, obwohl oder gerade weil es seine Angelegenheit war. In diesem Zusammenhang klärte sich jedoch, dass auch alles gefahrlos sein konnte und durfte. Ob überbordende, grenzwertige, abstruse Gedankenausflüge oder auch Hirngespinste, unfreundliche Gedanken oder haltlose Träumereien – ich konnte es wieder unterscheiden und wusste, was ich tat. Das war nur vielleicht so ähnlich, aber ganz sicher schaffte es andere „Welten“ oder Lebens-Konstellationen.

Im weiteren Verlauf dieser Trilogie ist Angst das Thema, und unglaublich aber wahr – die Angst stand mitten im Raum und doch erkannte ich das Thema nicht – Ängste hatte ich nach wie vor keine.

 

2) Traum vom Wegzaubern der Angst & der Dummheit =  ein schöner Traum & erneut das Gegenteil

 

„…..Die Traumkulisse ist am Anfang unheimlich, unbekannt. Da ist etwas vor dem ich mich fürchte, aber ich kann es nicht sehen. In meiner Wahrnehmung ist es aber recht subtil, als wäre da etwas wie ein Schatten, eine unsichtbare Anwesenheit. St. ist da und hat überhaupt keine Angst. (St. ist eine aktuelle, reale Person, die in meinen Augen mehr Zusammenhänge sieht und mehr Informationen wahrnimmt, als jeder andere Mensch, den ich bis dahin kannte. Wir trafen zufällig aufeinander und sie hatte mich in meinen Prozessen unterstützt und mir zu speziellen Erkenntnissen verholfen. So fand auch Heilung an Stellen hat, die ich ohne sie nicht gefunden hätte. Ihr habe ich viel zu verdanken. Zum Zeitpunkt des Traumes waren wir noch mitten drin in dieser schönen und spannenden Verbindung. Eine Trennung war noch unvorstellbar.)

Sie verscheucht dieses unsichtbare Wesen mit ein paar Handbewegungen. Wie immer macht sie das, was sie macht, ganz leicht und souverän. Ich bin beeindruckt und fühle mich wohl und auch wieder sicher. Wortlos gibt sie mir nun einen Text aus einem großen, mystischen Buch zu lesen. Das Buch, das sie mir reicht, ist an einer bestimmten Stelle aufgeschlagen. Sie hat diese Seite eigens für mich herausgesucht. Wow, das ist ja meine persönliche Seite!

Den Text lese ich Zeile für Zeile und staune, wie genau er auf mich zugeschnitten ist. Er deckt sich komplett mit mir und zum Beweis finde ich auch brandaktuelle Dinge darin. Der Traum verbaut, was ich mir tags zuvor gekauft hatte und auch etwas, das ich geschrieben hatte. Die Erinnerung wurde aufgefrischt, als wäre das Buch mit einer Kamera dabei gewesen. In dieser Manier wurde in diesem „Buch des Wissens“ mein Innerstes quasi Wort für Wort abgedruckt. Das fühlte sich zunächst gut an, ich fühlte mich bestätigt, wichtig, besonders, beachtet und tatsächlich auch sicher und geborgen. Neben Bewunderung und Staunen vermittelte dieses Buch auch Vertrauen, alles hier war Beweis für seine Kompetenz und Wohlwollen.

Fast zeitgleich, nur einen Augenblick entfernt, mischte sich jedoch Unstimmigkeit ein. Die ganze Situation veränderte sich, so als sei das alles doch nicht so richtig positiv besetzt. Irgendwie wandelten sich die Aspekte meiner Persönlichkeit zu meinen Schwachpunkten. Allmählich fühlte ich mich eher vorgeführt als wertgeschätzt. Wo kam das plötzlich her? Das Bewusstsein des Traumes stand mir hier zur Seite, ich konnte etwas wahrnehmen, was mir sonst entging. 

Dann tauchten für den Bruchteil eines Moments Worte auf, ich konnte quasi etwas zwischen den Zeilen lesen, dort stand „Du bist dumm“. Die Worte waren auf eine Art eingewoben in den Text, blitzen oder leuchteten kurz auf und verschwanden wieder. Dort stand es schwarz auf weiß. Wenn alles andere stimmte was eigentlich niemand wissen konnte, dann stimmte das also auch. Dieses Buch kannte schließlich alles von mir, und wenn ausgerechnet St. es mir vorlegte, dann war es wahr  – aber hier geschah doch alles zu meinem Besten. Ich war getroffen und bestürzt, was mache ich denn jetzt gegen meine Dummheit? Die durfte ja so nicht stehenbleiben, an der wollte ich ganz gewiss arbeiten. St. hatte da auch schon etwas für mich vorbereitet – ein Anti-Dummheits-Ritual.

Sie baute ein paar Steine im Kreis auf, platzierte darin mit andersfarbigen Steinen meine Dummheit und dann ging es los. Abracadabra – ich brauchte mich um nichts zu kümmern, sie hat auch diesmal alles weggezaubert. Ich war so dankbar und nun auch nicht mehr dumm!!“

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Dass der Traum so war und so endete, weckte Peinlichkeit, Beschämung, ich fühlte mich vorgeführt. Aber was sollte ich gegen die Wahrheit tun, außer sie mir genau anzusehen. Nach dem Aufwachen war ich verwirrt, eingelullt, wie leicht verkatert, wusste nur, dass etwas hochgradig faul war. So deutlich das Gefühl war, dass ich etwas Grundlegendes verpasst hätte, so gering war die Möglichkeit es zu durchschauen. Für die ersten Schritte aus dem Wahrnehmungsnebel brauchte ich fast den ganzen Vormittag, für das Gesamtpaket etwa 3 Jahre Der Verstand vernebelte die Sinne, denn die waren sehr klar, aber es durfte eben nicht sein. Ich hatte doch alles richtig gemacht – wieso löste meine Freundin einen solchen Zwiespalt aus?

Im Traum war alles so überzogen, surreal und auf eine Art auch plump, dass es mir im Nachhinein unerklärlich ist, wie ich überhaupt darauf hereinfallen konnte. Der Traum bildete die Realität ab, die ich nicht durchschaue. Sie ist des öfteren plumper, surrealer und überzogener ist als ich gewillt bin zu denken. Außerdem erlebte ich nicht nur im Traum den Traum vom Wegzaubern der Angst, und nicht nur dort verpasste ich die Realität vom Herzaubern der Dummheit.

Der/Die/Das fauler Zauberer

Der Schwindel im Traum funktionierte deswegen so gut und war so schwer zu erkennen, weil ich von der Person meines Vertrauens abgeholt wurde, die sich dieses Vertrauen auch real erarbeitet hatte.  Dazu wurde ich an einer strategischen Stelle abgeholt, an meiner Angst. Doch sie gehört zu mir wie jedes andere Gefühl. Die Person oder das Symbol meines Vertrauens holt mich auch an meinem fast kindlichen Bedürfnis nach Sicherheit ab, nach Vertrauen, Verstanden-werden und Zugehörigkeit. Des Weiteren wurde ich persönlich angesprochen, erlebte alles im direkten Dialog sowie aus der Perspektive der eigenen Betroffenheit. In Summe erlaubt mir mein Grundvertrauen aber auch mein Anstand nicht, hier misstrauisch zu sein. Aber es gibt schließlich noch etwas dazwischen. Wachsamkeit, und auf das erste Gefühl hören.

Mit ihrem Wissen, ihrer Furchtlosigkeit und Zaubertechnik hatte die Person meines (blinden) Vertrauens etwas Unantastbares. Als ich morgens aus diesem Traum erwachte, eingelullt in dieses Tabu, war ich wie zerrissen, denn das Gefühl der Unstimmigkeit hielt konsequent dagegen. In der noch präsenten Traumkulisse wandelte ich umher und suchte verzweifelt nach einem Anhaltspunkt, fand aber keinen. Es war wieder die Verzweiflung – sie ermöglichte, das Tabu zu brechen. So ungeheuerlich fühlte es sich an, ausgerechnet die Person anzuzweifeln die mich schützte, rettete, mich mit Informationen versorgte und von Dingen befreite, die ich loswerden wollte.

St. sprach nicht, der Traum war nonverbal/telepathisch, nun wusste ich auch warum. An dem Klang der Stimme hätte ich erkannt, dass sie es gar nicht war oder dass etwas nicht übereinstimmt. Dann rief ich mir in Erinnerung, wie sie sonst mit mir arbeitete. Wir taten es immer gemeinsam, ich musste auch etwas leisten und dabei öffnete ich ein paar meiner Geheimnisse. Es war also genau umgekehrt. Ein weiterer Trick bzw. Unterschied war, dass es im Traum zwar auch keinen Zwang gab, aber dafür ein ungutes Gefühl, etwas Beschämendes. Dann sah ich mir meine Freundin aus nächster Nähe an. Sie hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck. Als ich mir das Gefühl vergegenwärtigte, was sie aussendete, flog der Schwindel restlos auf.

Was auch immer sich hinter diesem Klon verbarg, jedenfalls nicht meine Freundin. Das Ding war irgendwie leer oder leblos, mir wurde etwas täuschend Ähnliches vorgesetzt. Die Zauberkiste wurde zur Werkzeugkiste, ein Kunstgriff zum billigen Trick, das Buch des Wissens zu einem Drehbuch. Zwar besaß diese komische Figur ein mir unerklärliches Wissen, verkörperte nun aber Täuschung, Tarnung und böswillige Manipulation.

Und alles begann mit der Angst, die durch den ganzen Hokuspokus in den Hintergrund geriet. Wäre die Energie der Angst so etwas wie ein filigranes Spinnennetz, hätte ich sehen können, dass die Handbewegungen meiner Retterin dieses Netz unversehrt ließen. Eine Angst aufzulösen ist erfahrungsgemäß eine der hartnäckigsten, langwierigsten Angelegenheiten. Ganz allgemein kann kein Zauber der Welt ein Gefühl einfach so auflösen, schon gar nicht ein so mächtiges oder grundlegendes Gefühl wie Angst oder Liebe.

Doch Energie geht nicht verloren – als die Angst aus meiner „Sicht“ fort war, verwandelte sie sich unbemerkt in etwas anderes – in den Glauben, schlau und sicher zu sein. Die Angst war jetzt in diesem Buch. Wie bei jedem guten Zaubertrick brauchte es dafür aber noch einen Zwischenschritt. Die Ablenkung.

Das Ritual – der von mir gestattete Diebstahl

Ich denke, ich bin nicht mehr dumm. Auf so eine Idee kann tatsächlich nur der Verstand kommen. Diese Erkenntnis ersetzte mindestens drei Seiten meines am Vorabend mühsam Zusammengeschriebenen, das es nun nicht mehr gab.

Grundsätzlich kann mir niemand etwas abnehmen, was ich selbst tun muss. Damit bleibt es bestehen, was ich im Traum auch eigentlich hätte sehen können. Meine Aufgaben kann einbuddeln oder wegtragen wer will, das Einzige was sich dabei auflöst, ist meine Energie.

Meine Energie entsteht beim Lösen meiner Aufgabe – manchmal ist die Aufgabe, Hilfe anzunehmen oder zu erkennen, dass ich es an einer Stelle nicht allein schaffe.

Die Steine waren schließlich immer noch da, aber ich hatte es aus irgendwelchen Gründen übersehen, nicht aufgeschrieben. Ganz offen, ganz plump lagen sie da. Steine als Symbol der Ewigkeit, die Dummheit war fix und fertig. Auch ihre doppelte Rolle kristallisierte sich heraus. Es gab hier nichts an Aufgabe abzunehmen oder wegzuzaubern, denn die Dummheit existierte von Anfang nicht. Ich bin im Leben, um mich aus meiner natürlichen Unwissenheit zu entwickeln. Die Steine waren einfach Steine, etwas was ich sehen und anfassen konnte. Erst dadurch dass ich akzeptierte, wurde diese Dummheit so real wie sie. Zu spät. Doch es nie zu spät.

Der Traum enthielt eine weitere Warnung, die ich zunächst nicht erkannte, aber im Unterbewusstsein war sie angelegt. Nach der Hilfe war ich auf dem Weg in eine Abhängigkeit, ohne diese Hilfe nicht mehr klar zu kommen. Inzwischen arbeitete ich mehr an meiner Unfähigkeit als an meiner Fähigkeit,  meine Aufgaben zu erkennen und zu lösen. Ich hielt mich für dümmer als ich war und stellte innerhalb dieser Begegnung nichts mehr in Frage. An einigen Stellen überging ich erste Ungereimtheiten, lieber verschmolz ich mit dem was mir guttat anstatt etwas zu entdecken. Und ich merkte tatsächlich immer öfter, dass ich mehr gab als ich bekam, aber das konnte gar nicht sein.

Etwa ein Jahr nach dem Traum  gingen wir in aller Freundschaft auseinander. Wir wussten unabhängig voneinander, dass etwas zu Ende war, und ich weiß immer, was ich ihr zu verdanken habe. Aber auch, was nicht. Diese Hürde, allein weiter zu gehen und aus eigener Kraft Dinge finden und erledigen, war nicht die erste, aber sie war anders und wieder etwas höher. Es ging auch darum, ungehindert weitere Tabus brechen zu können. Der Traum war schon mal eine Übung.

 Das magische Buch der künstlichen Lebensdummheit

Davon, dass ich nun schlau sei, war ebenfalls nirgends die Rede. Das schlussfolgerte ich einzig daraus, dass meine Dummheit fort sei. Einfach so. Ich fühlte mich super, befreit und ohne dass ich es merkte war ich dümmer als vorher und auch ziemlich verwirrt. Dies war kein Lebensbuch, sondern ein Drehbuch, es verdrehte mir alles. Auch die zeitliche Reihenfolge, der nächste Trick. Ich dachte, ich wurde gelesen wie ein Buch, doch das Buch als Regieanweisung war zuerst da. Nun war ich (lieber) so, wie das Buch. Für alles was ich so bin, war oder sein könnte gab es auch eine verächtliche oder abwertende Lesart. Diese Erfindungen, Verachtungen und Dichtungen hatte ich zum Teil selbst entworfen und generiert, gelernt hatte ich ich es jedoch mit diesem Buch, dort war alles an Glaubenssätzen gesammelt und ich vervollständigte es immer weiter.

Ein Buch als Symbol erinnert an Wissen, und so kam es im Traum auch daher. Aber in einem Buch kann auch eine erfundene Geschichte stehen, ein Roman, Kitsch oder Mord und Totschlag oder nur ein einziges Thema. Was war hier wirklich passiert? Auf eine Art Nichts, ein Bluff und doch etwas sehr Wesentliches.

Das Wesen der Angst wurde verfälscht

Meine Angst war berechtigt, sie ging von etwas aus, was ich nicht sehen konnte, aber was direkt vor mir stand. In der Erscheinungsform einer vertrauten Person hatte ich es nicht erwartet. Der Traum prangert nicht meinen Verstand an, sondern den Verlust meiner Sinne und die Art, den Verstand abzugeben oder zu benutzen. Der Traum fördert nicht das Misstrauen, sondern die Wachsamkeit, er verachtet nicht das Denken, er weist dem Gefühl und dem Sein seinen Platz zu.

„Du bist dumm“  – als die Worte beim Lesen des Buches kurz auftauchten, hätte ich schon im Traum zweifeln können, ob ich sie überhaupt gesehen hatte. Es war plötzlich leicht oder normal, mir selbst nicht recht zu glauben.

Im Traum war alles ist frei von Zwang, denn auf Zwang und Gewalt reagiert mein System deutlich und sehr empfindlich. Zum Beispiel mit Angst. Was mich überzeugt, ist die wiederhergestellte Sicherheit nach einer „diffusen“ Angst. Das Mittel gegen meine Angst hatte ausgerechnet das Wesen, von dem sie auch ausging. Dass diese optische Täuschung nicht mein Freund ist, war mir nicht klar. Aber meinem Gefühl. Doch leider wurde es umgeleitet in das Buch. So wurde das Gefühlsspektrum der Angst auf die Seiten verstreut, unklar und diffus. Wo Verunsicherung, Zweifel oder Angst vor Versagen und dergleichen herkamen, konnte ich nicht mehr zuordnen. Gleichzeitig fühlte ich mich mit einer Illusion wohl und gut, freute mich und war sogar dankbar. Dafür, dass ich nun tief im Inneren Angst vor Dingen hatte, die es gar nicht gab. Der Zauber wurde allmählich zur Betäubung.

Die Schwierigkeit, das Erlebte nach dem Aufwachen aus dem Traum zu durchschauen, sprach Bände. Wie wollte ich es sehen, wenn ich Eins war mit dem Buch? Ich brauchte einen schärferen Kontrast. Dieser Kontrast musste ich selbst sein. Wenn ich wieder so sein würde wie vor dem Buch, dann könnte es mich nicht mehr lesen und vorführen. Die Zeit der (eigenen) Manipulation wäre vorbei. Ich dachte also, es würde Zeit aufzuwachen, denn der Wecker klingelte – am Ende dieser Trilogie.

Traum No.3 Traum vom Wachsein = Illusion der Kontrolle

„…Der Wecker klingelt bzw. macht seine üblichen Geräusche, und ich wache auf. Bin sehr müde und schaffe es erstmal nicht, mich zu bewegen. Irgendwann registriere ich, ich bin ja wach und nicht im Traum, und könnte diese Geräusche einfach mal abstellen. So betätige ich die gewohnten Tasten, aber der Wecker verstummt nicht. Ich drücke nun alle möglichen Tasten, aber die Geräusche bleiben. Dann ist da mein leeres Glas Honig vom Tag zuvor, mit dem ich herumhantiere, allmählich nervt es, aber diese Geräusche kleben regelrecht an mir.

Nun stehe ich doch auf, nehme diesen Wecker mit in ein anderes Zimmer, und fange an, mit einem Hammer darauf herumzuschlagen, schlage mich verzweifelt mit dem Phänomen herum. Der Wecker zerfällt in seine Einzelteile, ich sehe seinen Innenaufbau, die Platinen, und nehme mir nun diese vor, während die Geräusche einfach nicht verstummen wollen. Selbst als der Wecker nun in alle seine Einzelteile zerlegt ist, hört er nicht auf, sondern klingt noch genau so wie am Anfang. Seine Energie ist unvermindert. Endlich wache ich auf, der Spuk ist vorbei!“

Die Verwechslung von Traum und Wirklichkeit hört so schnell nicht auf.

Letzten Endes wende ich Gewalt an und es ist wieder die Kraft der Verzweiflung, die auslöst. Diesmal von der destruktive Art. Ich greife zum letzten Mittel. In einem Zustand der Wach-Hypnose oder Illusion schaffte ich es tatsächlich, den Dingen bis auf den Grund zu gehen. Ich zerlegte ein Phänomen nach dem anderen, mich selbst in alle Einzelteile und wurde einem störenden oder unerträglichen Zustand letztlich doch nicht Herr. Dieser Traum ist nicht umsonst eine Trilogie, denn nach jedem Erwachen und einer Weile des Wachseins komme ich wieder an den Anfang.

Ich denke ich mache alles richtig, ich denke jetzt bin ich nicht mehr dumm, ich denke ich bin wach. Drei Episoden, vier Themen. Ich denke ich habe keine Angst  – vor allem vor diesen 3 Dingen. 

 

Exkurs –  Hypnose – Der Zugang zum Unterbewusstsein

2024-01-05T18:34:14+01:00