Traum/Der heilende Kontrast/2018

 

„….. Ich war auf dem Weg zu einer größer angelegten Veranstaltung. Mir war bekannt, dass sich dort jeder so kleiden konnte wie er mochte. Manche würden dort in legerer Kleidung erscheinen. Doch ausnahmsweise hatte ich mir ein Kleid angezogen. Auf eine Weise war es mir wohl wichtig oder ein Anliegen, mich für diese Veranstaltung ein wenig anders anzuziehen als sonst. Es war kein kein auffälliges Ausgehkleid, eher ein dezentes und luftiges Freizeitkleid. Dazu hatte ich eine Art Jeansjacke an, so als Kontrast oder Ausdruck, sportlich daher zu kommen. Vom Gefühl her hatte ich mir für meine Verhältnisse viel Mühe mit meinem Erscheinungsbild gegeben.

An den Weg zu der Veranstaltung erinnere ich mich nicht mehr. Als ich durch die Tür ging, führte es mich sofort in einen gemauerten, relativ schmalen, spiralförmigen Treppenabgang. Hier gab es keine Fenster, aber ich konnte die Stufen trotzdem sehen. Ich war guter Dinge und lief leichtfüßig die Stufen hinunter. Es ging nicht in einem Stück abwärts, sondern endete regelmäßig auf einem kleinen flachen Zwischenabsatz. Optisch sah es jedesmal so aus, als sei das Ende der Stufen erriecht, denn dieser Absatz führte leicht um eine Kuve. Dann taten sich die nächstern Stufen auf. So ging es immer weiter hinunter. Irgendwann nahm ich es bewusst wahr, dass es ja ganz schön viele Stufen sind jedoch nicht, dass es auch entsprechend tief hinunter geht. Und noch ein Absatz mit Stufen….und noch einer… und noch einer….Als ich irgendwann unten ankam, war es dort schummerig und die Umgebung hatte etwas Gewölbeartiges. Nach ein paar weiteren Schritten öffnete sich zur Linken ein riesiger Saal. Dort war es hell und dieser Saal war bereits gut besucht. Gleich am Eingang, an einem der ersten Tische saß eine real existierende Familienangehörige. Sie hier zu sehen hatte mich völlig überrascht und der spontane Gedanke war, dass sie hier doch gar nicht hergehörte.

(Diese Person ist eine nahe Verwandte, die ich aus meinen Kinder- und Jugendtagen in bester Erinenrung habe. Das war eine schöne Zeit. Mit dem Erwachsen-Werden war dieser Kontakt vorbei, da ich auch in eine andere Stadt zog. Der Kontakt ist eher selten, aber dann sehr ehrlich und herzlich. Dass ich sie hier antraf, war höchst irritierend, denn in dem Moment fühlte ich, dass es doch „meine“ Veranstaltung war, die etwas mit mir und meinem aktuellen Leben zu tun hatte. Etwas stimmte nicht, aber es war mir auch ziemlich unangenehm, ihr gegenüber solche negativen Empfindungen zu haben.)

Neben der Irritation war ich jedoch auch beeindruckt von ihrem selbst hier ungewöhnlichen Erscheinungsbild. Sie trug ein umwerfend schönes Kleid. Diese Diese Robe muss einfach maßgeschneidert gewesen sein und war aus einem edlem, schweren Stoff in einem wunderschönen satten grün. Durch das Zusammenspiel aus Stoff und Farbe konnte sich eine ganz eigene Wirkung entfalten. Ich war wie angezogen von diesem Anblick, dessen Magie sich freilich auch aus dem Unerwarteten und dem Überraschenden speiste. Es war eine gekonnte Mischung aus Auffälligkeit, Erhabenheit aber auch Zurückhaltung und Ruhe. Die dunklen Haare trug meine Verwandte hochgesteckt, dazu blinkende Ohrringe, und auf dem Dekolltée lag eine Kette. Alles passte perfekt zusammen. Sie schaffte es, im Sitzen aus der Masse hervorzutreten und herauszustehen, ohne aufdringlich oder over-dressed zu sein. Ein weiteres faszinierendes Gemisch war ihr reales Alter von über 80 und ihre jugendliche Frische. Hier saß eine äußerst attraktive, charismatische und elegante Erscheinung, die mit Selbstsicherheit und zurückhaltender Souveränität glänzte. Sie sprach nicht sondern wirkte hauptsächlich vor sich hin. Und wie es sich für eine Grande Dame gehörte, setzte sie mit ein paar anderen Damen, die freilich in etwas bescheidener Robe gekleidet waren, zum Kartenspiel an. Was ich sah und wahrnahm strömte unverholen auf mich ein, so dass ich dieser detaillierten Beobachtung unbedingt Ausdruck verleihen musste. Später wusste ich, warum das so wichtig war.

Nach kurzem Zögern ging ich zu ihr und begrüßte ich, jedoch nur kurz und knapp. Dabei musste ich meine Unsicherheit und Irritation überspielen, wohl eher vor mir selbst. Obwohl es eine schöne Gelegenheit war, sie hier wieder zutreffen, zog es mich sogleich von ihr fort. Ich wollte lieber zu anderen Leuten, die ich kannte und die ich hier irgendwo im Getümmel vermutete. Das ist auch der letzte Eindruck von diesem Traum – ich irgendwo allein im Gewühl…“

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Die lebhafte Illusion eines Schuldgefühls

In Arbeit

2022-10-03T18:31:18+02:00